Die Festung Krakau, welche eine wichtige Rolle während der Kämpfe Ende 1914 nördlich und südlich der Hauptstadt von Małopolska spielte, beeindruckt bis heute mit dem großformatigen Wesen der Anlage. Dieser unikale Komplex aus Militärobjekten entstand in den Jahren 1848-1916 in mehreren Etappen. Die erste davon wurde am 26. Mai 1856 beendet. An dem Tag befanden die österreichischen Machthaber Krakau offiziell als Festung. Am Vortag des Ausbruchs des Großen Krieges war es die größte Festung in Zentralosteuropa mit einer Besatzungsstärke von 12.000 Mann, die meisten davon Polen. Auf einer Fläche von mehr als 500 km2 wurden 176 Objekte wie Forts, Kampfunterstände, Artilleriebatterien sowie Kasernen, Lager und Militärkrankenhäuser platziert. In Rakowice entstand bereits 1912 ein Militärflugplatz, einer der ersten in Europa. Ein integrales Element der Festung war ebenfalls ein Netz aus Straßen mitsamt Brücken. Während der Vorbereitung der Festung für den Krieg, verordneten die Militärmachthaber den Bau von Feldbefestigungen, ohne die die Forts im Kriegszustand nicht funktionieren könnten. Damit dies möglich war, war es notwendig nicht nur ein Netz von Gräben und Stacheldrahtverhauen vor und zwischen den Forts des äußeren Rings anzulegen, sondern auch das Niederreißen von Bebauungen auf dem Vorfeld der Forts. Auf diese Weise wurden 1914 zahlreiche Häuser und Gutshöfe zerstört, darunter der vor der Front des Forts Nr. 44a stehende Herrenhof in Pękowice.
Das Zentrum der Festung bildete die Zitadelle, diese Funktion erfüllte der Wawel, welche ein Ring von Befestigungen umgab. Der erste entstand in den 1860er Jahren und befand sich in einer Entfernung von lediglich 600-800 m zum Hauptmarkt (Rynek Główny). Zu ihm gehörte u. a. die Bastion III Kleparz. Den Verlauf dieses Rings markiert heute die Aleja Trzech Wieszczów. Der äußere Befestigungsring, welcher zur Jahrhundertwende des 19. und 20. Jh entstand, lag bis zu 11 km vom Stadtzentrum entfernt. Zu ihm gehören Forts wie Kososice, Pasternik, Tonie und Grębałów.
Der bekannte Schriftsteller und zugleich Kriegskorrespondent an der Ostfront des Großen Krieges, Ferenc Molnár, schrieb Ende Janaur 1915 Folgendes über die Festung Krakau: „Schwer bewaffnet steht die Festung Wache an der deutsch-österreichisch-ungarischen Grenze. Außerhalb der Forts herrscht dort bei Tag das normale, temperamentvolle Leben einer wunderbaren polnischen Stadt. Wer den dicht bevölkerten Südkorso gesehen hat, die überfüllten Konditoreien sowie die in die Theater strömende Öffentlichkeit, würde kaum glauben, dass er sich unweit der russischen Grenze in einer Festung während eines Krieges befindet. Erst der schreckliche Lärm auf den Straßen, den vorbeifahrende Granatwerferbatterien verursachen sowie die nach Süden marschierenden Armeen erinnern daran […]. Abends um halb Zehn ist es überall still und dunkel. Krakau wird dann wirklich zu einer Festung. Nur im Gebäude des Militärkommandos toben noch Bewegung und das Leben.“
In Krakau wurde der „Weg der Festung Krakau“ festgelegt, der die Mehrheit der am Stadtrand liegenden Objekte aus der alten Festung verbindet: 38 große Forts sowie viele kleinere Festungsobjekte und weitere Bauwerke mit Militärcharakter.
Festung Krakau
Weg des Ersten Weltgrieges
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Dienstag, 26 November 2013